Amsel, Drossel, Fink und Star…
waren es zwar nicht, ansonsten aber die üblichen Verdächtigen, die sich bei uns zu Hause in frühen Kindertagen im Vogelkäfig mit spärlichen Raumverhältnissen abzufinden hatten. Meine Schwester hielt sich einen Wellensittich, blau und schlau, ich mir einen gelben Kanarienvogel. Ein Federvieh aus der Familie der Finken. Da war er, zum ersten Mal: der Fink. Dieser war zwar nicht schlau, dafür umso sangesfreudiger. Name: überraschenderweise Hansi. Beide.
Vogelnachbarn Hansi und Hansi
Den beiden Hansis, deren Käfige nebeneinander auf der Fensterbank standen, war die Namensdoppelung völlig egal. Keiner von beiden reagierte, wenn er mit dem Namen angesprochen wurde. Dementsprechend wenig spannend fand ich weder den einen noch den anderen Vogel. Einziger Unterschied: Der eine krakelte – der andere sang. Spaß machte es nur, sie in der Wohnung fliegen zu lassen und hinterher an diversen Stellen die Hinterlassenschaften wiederzufinden.
Käfig reinigen
Ansonsten bestand das Vergnügen des Vogelhaltens lediglich darin, ihn beim Baden in seiner Badewanne oder beim Körnerpicken zu beobachten. Und seinem Gesang lauschte ich, wie gesagt, gern. Als weniger vergnüglich empfand ich dagegen die Säuberung seines Käfigs. An dieser Stelle sei angemerkt: Wer nie einen Vogel gehalten hat, macht sich keinen Begriff, wie viel Dreck die lieben Federviecher machen. Sie machen viel Dreck, sehr viel Dreck. Sehr, sehr viel Dreck. Dies wissend, konnte es durchaus geschehen, dass ich diese Pflicht hier und da völlig unbeabsichtigt „vergaß“. Aber meine Mutter ließ mich mit dem Schlendrian natürlich nicht durchkommen und erinnerte mich an diese lästige Aufgabe. Wobei sich mein Job darauf beschränkte, den Käfig wieder frisch zu machen. Die Reinigung der Fensterbank und des Teppichbodens übernahm dankenswerterweise meine Mutter.
Rechte und Pflichten
Nach ihrer Ansicht sollten auch Kinder wissen, dass es neben der Freude am Tier eben auch unangenehme Pflichten zu erledigen galt. Folglich war es Auftrag von uns Vogelhaltern, den Tieren Futter zu kaufen, sie fliegen zu lassen und dafür Sorge zu tragen, dass die Fenster und Türen während der Zeit geschlossen bleiben und sie hinterher wieder in den Käfig zurückkehren. Und eben auch die leidige Reinigung zu übernehmen.
Den beißenden Ammoniak-Geruch des Kots habe ich förmlich noch heute in der Nase – wenngleich ich den Geruch des neu eingestreuten, mit Kalk und Muschelgrit durchsetzten Vogelsandes sowie das Gefühl, meinem Vogel etwas Gutes getan zu haben, am Schluss als Lohn für die Mühen empfand.